Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben.
Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten
laden uns zu neuem Leben ein. ~Christian Morgenstern

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Andrea Ajana OeynhausenSeit Anfang Februar 1961 auf dieser Welt, fühlte ich mich allerdings die meiste Zeit meines Lebens nicht sehr zu Hause in ihr. Ich war ein "stilles Kind", beobachtete am liebsten vom Rand aus, was um mich herum vor sich ging. Was ich da sah und erlebte weckte mein starkes Bedürfnis nach Harmonie und Ausgleich zwischen den "Fronten". Heute weiß ich, dass ich vieles so gründlich gelernt und am eigenen Leib erfahren habe, um andere Menschen besser verstehen zu können. Auf diesem Weg ist mir viel begegnet, was ich mir angeeignet, aber als - für mich - ungeeignet wieder zur Seite gelegt habe. Alles war richtig zu seiner Zeit, war ein weiterer Schritt auf dem Weg bis das zu mir kam, was ich eigentlich suchte. Aber das wußte ich erst als es da war. Es war ein winziger Hinweis, der "zufällig" über meinen Bildschirm flatterte, den ich früher vehement abgelehnt hätte: Hör auf, dir so viel Mühe zu geben! - Wie bitte? Das soll wohl ein Witz sein! - Ich bin mir heute noch dankbar, dass ich neugierig genug war, der Sache nachzugehen. Denn es wurden mindestens zwei grundsätzliche Überzeugungen in Frage gestellt, die für mich unantastbar waren - die aber wie nichts anderes mein Leben bestimmten:

  1. Je stärker ich mich anstrenge, umso mehr erreiche ich. Diese Auffassung vom Leben führte dazu, dass ich kräftemäßig ständig am Limit lebte und sehr viel krank war. Irgendwie fühlte ich mich dauernd wie im falschen Film, wußte aber keinen besseren Ausweg, als so gut wie möglich mitzuspielen.
  2. Das ist halt mein Schicksal. Mit dieser Auffassung ging es dann meistens noch mal eine Weile. Und ich muß sagen, sie hatte auch ihre guten Seiten: Die Not hat mich sehr erfinderisch gemacht, sehr viel kreatives Potenzial frei gesetzt, das mir jetzt noch zu gute kommt. Heute würde ich nicht mehr diesen Umweg wählen, aber damals wußte ich es noch nicht besser.

Um mir die neue (mühelose) Sichtweise zu erlauben, brauchte ich erstens Mut. Und zweitens mußte ich mich sehr langsam daran gewöhnen. Schritt für Schritt "entwöhnte" ich mich von bestimmten Vorstellungen und selbstverleugnenden Lebensregeln, die für mich ganz selbstverständlich waren. Im gleichen Zuge kam erstmals Leben in mein Leben - ein ganz neues Gefüh! Trotz anfänglicher Skepsis ging nicht alles den Bach runter. Sondern mein Leben veränderte sich "angepasst" - in meinem eigenen Stil und Tempo. Genauso viel oder so wenig, wie ich gut verkraften konnte - auch wenn auf ersten Blick nicht immer so aussah. Das ist für mich eine sehr wichtige Erfahrung, denn sie hat meine unterschwellige Angst vor den Auswirkungen von Veränderungen genommen. Ich hoffe, das kommt in meinen Berichten auch ein bißchen "durch" ;-)

Inzwischen kann ich auf mehr als 9 Jahre zurückblicken, in denen ich so lebe - ein bißchen "anders" halt. Wenn mir das früher jemand vorausgesagt hätte, ich hätte es nie und nimmer für möglich gehalten! Könnte ich nochmal da anfangen, wo ich im März 2003 stand, dann würde ich auf der Stelle aufhören, mir noch irgendwelchen Streß oder irgendwelche Sorgen zu machen. Denn ich wüßte mit Sicherheit: Es wird gut ausgehen - egal wie es ausgeht :-)

Andrea Ajana Oeynhausen, im August 2012

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